Die österreichische Bevölkerung hat mit ihrer Befreiung am 8. Mai 1945 einen der höchsten demokratischen Grundwerte zurückerhalten - die subjektive und kollektive Freiheit, nachdem das verbrecherische NS-Regime sieben Jahre lang die Gesellschaft und den Staat in Geiselhaft hielten.
Viele Bürger/innen haben die politischen Irrtümer mit dem Leben oder mit ihrer Gesundheit bezahlt, und es ist davon auszugehen, dass diese schwer irregeführte Kriegsgeneration aus tiefster Überzeugung den Staat Österreich in seinen gegenwärtigen Verfassungsformen entstehen lassen wollte.
Die offenbar ernst gemeinte Forderung Burgers nach einem Schlußstrich und daß jetzt dem Vergessen breiter Raum gewidmet werden sollte, könnte einerseits zu einem Aufleben der Auschwitz-Lüge beitragen, womit nicht unterstellt werden soll, dass dies in der Absicht des vormaligen Rektors steht. Andererseits entbehrt diese akademische, nach dem Vergessen rufende Stimme der gesellschaftlichen Realität.
Die Nazizeit ist uns näher als uns lieb ist. Auch nach drei Generationen ist dieser historische Abschnitt noch gegenwärtig; gerade durch die unterdrückte Erinnerung. In der sozialen Wirklichkeit sind wir fast täglich mit dem Entstehen alter und neuer Aspekte der unterdrückten oder verschleierten NS-Geschichte konfrontiert.